Zwei regionale Wiederverwendungsnetzwerke mit einem Dutzend Immobilienunternehmen werden jetzt in Oslo und Trondheim eingerichtet. Das Netzwerk wird die Wiederverwendung von Baumaterialien bei der Sanierung oder dem Abriss von Gebäuden erleichtern.
Multiconsult, norwegisches Ingenieurbüro
Viele Menschen sind immer noch unsicher welche Baumaterialien wiederverwendet werden können und welche nicht, wenn man bedenkt, was nach den Vorschriften vertretbar ist. Sicherheit ist äußerst wichtig, wenn es um die Sanierung und den Ersatz bestimmter Gebäudeteile geht. Das Gleiche gilt, wenn Sie zum Beispiel ein gebrauchtes Auto kaufen. Wir kennen die obligatorische Hauptuntersuchung für Gebrauchtwagen: Es sind Fachleute, die beurteilen, ob das Auto den EU-Vorschriften für Fahrzeuge entspricht oder nicht.
In der Bauindustrie gibt es ebenfalls Bauvorschriften und -regelungen, daher ist es wichtig, Berater:innen mit hoher Kompetenz in Sachen Materialien und Wiederverwendung zu engagieren. Diese Fachleute können sich zur weiteren Verwendung im Einklang mit den Vorschriften äußern. Wie bei einem Auto ist es keine Garantie, sondern eine professionelle Bewertung, der wir vertrauen können, wie wenn wir in einen Gebrauchtwagen steigen und 80 km/h fahren.
Eirik Rudi Wærner ist Umweltberater bei Multiconsult und führt professionelle Bewertungen von Baumaterialien und Bauteilen zur Wiederverwendung durch. Wir haben gemeinsam mit ihm Analysen zur Wiederverwendung von Bauteilen in Trondheim und in der Region Oslo durchgeführt. Die Materialien wurden mit Hilfe von Tablets in der cloudbasierten Datenbank von Loopfront kartiert. Eirik erklärt, wie man bei der Materialerfassung Bewertungen vornimmt:
Zunächst müssen wir überlegen, was wiederverwendbar ist, was demontiert werden kann, was praktisch aus einem Gebäude entfernt werden kann. Untersuchte Materialien müssen wir genau dokumentiert. Da z.B. ein:e Architekt:in die genauen Abmessungen der Materialien für potentielle Entwürfe kennen muss. Wir haben zum Beispiel Glastrennwände, Bürotrennwände und Türen vermessen. Dabei stellte sich heraus, dass es viele verschiedene Breiten und Höhen gibt. All das ist wichtig, weil es schwierig ist das Material zuzuschneiden und anzupassen, wenn es einmal hergestellt ist.
Hier sind verschiede verschiedene Schwerpunkte möglich, auf die der Fokus gesetzt werden kann. Man kann sich ganz auf die Finanzen und die baurechtlichen Anforderungen konzentrieren, aber auch die Einsparung von Treibhausgasen und die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks im Allgemeinen berücksichtigen. Dies hängt von den Gegebenheiten des Projekts und dem Schwerpunkt der Kund:innen ab.
Beispiel: In Longyearbyen (Svalbard) hat die Transportwirtschaft einen größeren Stellenwert als anderswo. Sowohl Abfälle als auch neue Baumaterialien werden 1000 km zum Festland transportiert und wieder zurück. Wenn dem Bauherrn das Klima besonders am Herzen liegt, kann die Sichtbarmachung von CO2-Einsparungen wichtiger sein als die Einsparung von Geld.
Im Allgemeinen gibt es keine Anforderungen an die Schalldämmung aller Türen. Sie können eine nicht dokumentierte Tür verwenden, für die keine Schalldämmung vorgeschrieben ist und Sie können eine 25-dB-Tür wiederverwenden, für die eine Schalldämmung von 35 dB vorgeschrieben ist und Sie müssen unter Umständen neue Türen kaufen, für die z. B. eine Schalldämmung von 35 dB vorgeschrieben ist,
Die meisten Brandschutztüren sind mit Seriennummern versehen, hierüber kann die Produktinformation ausfindig gemacht werden. Die nächste Frage ist, ob die Tür Anzeichen von Verschleiß oder Schäden aufweist, die sie ungeeignet machen. Hierzu muss man sich mit den Details der harmonisierten Norm (oder Bauordnung) befassen, um zu sehen, was dort steht.
Je früher wir Materialien erfassen, desto könne andere Akteure Materialien aus unserem digitalen Lager . Und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir jemanden finden, der z. B. diese von uns erfassten Trennwände wiederverwenden kann.
Wir sind darauf angewiesen, dass die potentiellen Kund:innen entweder genau die gleiche Geschosshöhe hat oder die Gebäude an diese Geschosshöhe / diese Trennwände anpassen kann. Andererseits, wenn diese Optionen nicht funktionieren, können sie es nicht direkt nutzen. Es gibt so viele verschiedene Variablen, die berücksichtigt werden müssen. Deckenhöhe, Farben und so weiter. Je früher wir also anfangen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, einen Erben zu finden.
Viele Baumaterialien sind durch ihre Eigenschaften in deren Weiterverwendung eingeschränkt. Die Trennwände beispielsweise sind an eine gleiche Geschosshöhe gebunden, damit sie wirklich genutzt werden können. Werden diese Eigenschaften nicht erfüllt, kann eine Wiederverwendung nicht stattfinden. Die verschiedenen Variablen wie Deckenhöhe, Farbe, Gewicht und so weiter müssen frühzeitig dokumentiert werden, damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass das Material in einem anderen Gebäude neues Nutzen findet.
Multiconsult hat eine Kooperation mit Loopfront vereinbart. Wir merken, dass diese digitale Datenbank genau das ist, was bisher gefehlt hat. Öffentliche Organisationen, wie z. B. Gemeinden, können alles Bestehende für den internen Verkauf und die interne Organisation von Materialien registrieren.
Private Unternehmen erzielen durch Loopfront eine bessere interne Organisation ihrer Gebäude. Oder sie können sich dafür entscheiden die Materialien anderen zur Verfügung zu stellen. Dann können die Nutzer:innen die Datenbank verwenden, um bestehende Materialien zu durchsuchen und mit ihren Erwartungen abzugleichen. Es gibt verschiedene Zielgruppen, die untereinander kooperieren können. Mit Loopfront sind alle Beteiligten auf dem gleichen Informationsstand und haben vollständigen Überblick über die Materialien auf dem jeweiligen Markt.
Fangen Sie heute an mit dem Erstellen von Material- und Gebäudepässen!
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