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Wiederverwendung von Baumaterialien: ein „Win-win“ für die gesamte Industriebranche

Geschrieben von Anna-Marie Nießing | 10.11.2021 09:28:24

Ressourcenschonendes Bauen ist möglich. Resirqel weiß das. Das norwegische Unternehmen konzentriert sich, wie Loopfront, auf die Wiederverwendung von Baumaterialien. In diesem Interview spricht der Architekt und Berater für Wiederverwendung, Lasse Kilvær, darüber, wie das Unternehmen eng mit der Bau- und Immobilienbranche zusammenarbeitet, um alte Gewohnheiten zu ändern und die Branche in eine stärker kreislauforientierte Richtung zu bringen.

Woran arbeitet Resirqel zur Zeit?

Die größten Projekte, an denen wir zurzeit arbeiten, sind große Sanierungsprojekte. Wir prüfen die Möglichkeit, Produkte und Materialien aus diesen Projekten wiederzuverwenden, aber auch Materialien aus anderen Projekten zu erwerben. Das ist wertvoll, weil es den Markt in Bewegung bringt", erklärt Kilvær.

Haben Sie irgendwelche spezifischen Strategien, um "Bewegung in den Markt zu bringen"?

Wir haben mehrere, parallele Strategien. Zum Beispiel halten wir viele Vorträge, unterrichten und beraten in Projekten. Wir möchten in einem frühen Stadium einsteigen, um Möglichkeiten aufzuzeigen und vielleicht die Ambitionen in den Projekten ein wenig zu steigern.

Wir arbeiten eng mit Bauherren und Projektleiter:innen zusammen und versuchen, ihnen Aufgabenbereiche für Projekte zu übertragen. Wir versuchen auch, eng mit den ausführenden Unternehmen zusammenzuarbeiten. Je mehr Kooperation wir erreichen, desto bessere Lösungsansätze erhalten wir.

Wenn wir uns die etwas weitgreifenden Strategien ansehen, haben wir viel Zeit damit verbracht, auf Probleme bei der Auslegung der Vorschriften hinzuweisen. Auch Loopfront hat sich damit befasst. Wir haben das Gefühl, dass wir jetzt einen guten Dialog führen können.

Die heutigen Vorschriften haben es schwierig gemacht einen Markt für gebrauchte Baumaterialien zu schaffen. Im Januar veröffentlichte die norwegische Regierung jedoch eine Pressemitteilung, in der es heißt, dass die Wiederverwendung von Baumaterialien einfacher werden wird.

Was bedeuten diese Änderungen der Vorschriften für Sie?

Wir wissen noch nicht genau, was die neuen Leitlinien bedeuten werden. Aber die große Veränderung, die ich sehe, ist, dass wir eine klare Botschaft in Richtung Wiederverwendung und Kreislaufwirtschaft haben werden. Die Regierung und der öffentliche Dienst werden jetzt auf unserer Seite sein. Vielleicht können sogar die Teile der Industrie, die bisher skeptisch waren, erkennen, dass es jetzt neue Möglichkeiten der Umsetzbarkeit gibt.

„Die Regierung und der öffentliche Dienst werden jetzt auf unserer Seite stehen."

Es gibt auch klare Signale, dass Sanierung einfacher werden wird; üblicherweise muss man an alten Gebäuden unnötig große Veränderungen vornehmen, um modernen Anforderungen gerecht zu werden.

Auch die Hersteller:innen könnten hier eine wichtige Rolle spielen, indem sie ihre eigenen Waren nach Gebrauch wieder annehmen und wieder- oder weiterverwenden. Mehrere Hersteller:innen haben bereits damit begonnen, wiederverwendete, recycelte Materialien zu verwenden und sie mit neuen zu kombinieren.

Ich denke, all dies sind wichtigere Erfolge in der Entwicklung einer kreislaufgerechten Bauindustrie.

Ich hoffe allerdings, dass die Regierung es schafft, alle Ziele weiterzuverfolgen. Das Gerede von der Erhöhung der CO2-Steuern zum Beispiel. Es ist wichtig, dass das Geld in die Entwicklung nachhaltiger, kreislaufgerechter Lösungen fließt (wie signalisiert wurde) und dass wir es nicht ausgeben, um die Emissionen zu verringern. Die Freisetzung von Treibhausgasen in die Atmosphäre, muss Konsequenzen mit sich ziehen.

Trotz aller grünen Signale von Seiten der Regierung gibt es immer noch einige, die die Wiederverwendung von Baumaterialien für nahezu unmöglich halten. Was würden Sie ihnen gerne sagen?

Ich verstehe sie vollkommen. Ich habe viele getroffen, die ihre eigene Zeit in dieses Thema investiert haben. Sie haben lange gearbeitet und versucht, etwas zu erreichen - ohne dass viel passiert wäre.

„Es ist wichtig, das Risiko zu begrenzen, indem man frühzeitig plant, sich einen guten Überblick verschafft und alle am Projekt beteiligten Personen einbezieht.“

Man gerät in eine Zwickmühle zwischen Vorschriften, fehlenden Anreizen und einem Verfahren, in dem einem oft die Hände gebunden sind. Also bekommt man Angst und will es nicht noch einmal versuchen.

Deshalb ist es wichtig, das Risiko zu begrenzen, indem man frühzeitig plant, sich einen guten Überblick verschafft und alle Projektbeteiligten einbezieht. Die Kartierung ist dabei ein wichtiger Bestandteil, der allzu oft erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt, als es ideal wäre. Wir möchten vor der Unterzeichnung des Abrissvertrags beginnen, damit wir an seinem Inhalt mitarbeiten können.

Wie können wir das Risiko in Projekte mit Fokus auf Wiederverwendung reduzieren?

Das hängt davon ab, wie der Prozess überhaupt aussieht. Aber im Allgemeinen ist es wichtig, das Risiko für alle Beteiligten zu verringern. Dazu muss es eine Transparenz im Prozess geben.

„Wer jetzt etwas wagt, wird später im Vorteil sein"

Erfahrungen zu sammeln, wird ebenfalls hilfreich sein. Wer jetzt etwas wagt, wird später einen Vorteil haben. Denn der Übergang kommt, er hat bereits begonnen. Wir müssen die Emissionen reduzieren. Wiederverwendung und zirkuläres Design müssen ein Teil davon sein, wenn wir die Ziele, die wir als Gesellschaft haben, erreichen wollen. Sowohl in Norwegen als auch in Europa und dem Rest der Welt.

Resirqel und Loopfront arbeiten beide daran, den Kreislaufgedanken im Bauwesen zu fördern. Was wird Ihrer Meinung nach das Wichtigste sein, was wir in Zukunft tun können - sowohl gemeinsam als auch einzeln?

Was wir gemeinsam haben ist, dass wir versuchen, die Prozesse zu strukturieren, die Kosten zu senken und Informationen besser zugänglich zu machen. Diese Arbeit ist wichtig, denn dadurch unterscheiden sich die einzigartigen Projekte von der alltäglichen Architektur. 

Das Ziel muss sein, Verfahren und Leitlinien zu schaffen, die den Prozess der Wiederverwendung vereinfachen. Potenziell sollte die Wiederverwendung ein Gewinn für die gesamte Baubranche sein:

  • Wir reduzieren Emissionen
  • Wir reduzieren den logistischen Aufwand, weil sowohl Demontage als auch Montage an einem Ort stattfinden
  • Wir bekommen eine ganz neue Industrie, die ihr Wissen und ihre Informationen in die Materialien einbringen kann.
  • Ich glaube auch, dass daraus mehr spannende und einzigartige Projekte entstehen werden.

Aber die wichtigste Aufgabe, die wir haben, ist es, immer qualitativ hochwertige Projekte zu liefern, so dass die Beteiligten es wieder tun wollen. Das ist der einzige Weg nach vorne.

 

Bauen Sie nachhaltig und ressourcenschonend!
Arbeiten Sie mit Loopfront!