Das Potenzial für die Wiederverwendung von in der Bauindustrie verwendeten Materialien ist enorm. Vor kurzem wurde mit der Kartierung von etwa zwanzig Gebäuden in Oslo und Trondheim, Norwegen, begonnen. Im 18-stöckigen KPMG-Gebäude in der Majorstua in Oslo wurden Türen, Trennwände und andere Baumaterialien sorgfältig geprüft und für eine Wiederverwendung in Betracht gezogen.
Eirik Rudi Wærner und Trude Ytterland Nygård in Multiconsult bei der Katierung von Materialien im KPMG
Photo: Cato Mørk
- Die Bauindustrie spielt sowohl in Norwegen und Deutschland als auch weltweit eine wichtige Rolle und ist für einen großen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Daher gibt es ein großes Potenzial für die Verringerung der Treibhausgasemissionen, indem der Anteil wiederverwendeter Baumaterialien in der Branche erhöht wird, sagt Trude Ytterland Nygård, Beraterin für Gebäudemanagement bei Multiconsult.
Die Bauindustrie ist für 25 % des norwegischen Abfallaufkommens und etwa 16 % der norwegischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Handlungsbedarf in Deutschland ist noch höher, wenn man bedenkt, dass die Anteile des Abfallaufkommens der Bauindustrie in Deutschland bei 50% liegen. Die Wiederverwendung von Baumaterialien ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Verringerung des CO²-Fußabdrucks in der Baubranche.
Ein Markt für gebrauchte Baumaterialien
In Oslo und Trondheim haben sich ein Dutzend großer Immobilienunternehmen zusammengetan, um einen Markt für Holz, Glas, Fenster und alles andere an Baumaterialien zu schaffen, was für die Sanierung oder den Neubau wiederverwendet werden kann. Große Unternehmen wie Oslo Areal, Omsorgsbygg Oslo KF, Höegh Eiendom, die Kommune Trondheim, Statsbygg und Entra sind daran beteiligt.
Wir hoffen, dass dieses Projekt uns dabei helfen kann, einen höheren Anteil „Kreislaufwirtschaft“ in dieser Branche zu erreichen. Es ist absolut notwendig, unseren Anteil an den Treibhausgasemissionen deutlich zu senken", sagt Kathrine Rønsen Vanem, Direktorin für Betrieb und Marketing bei der Immobiliengesellschaft Oslo Areal.
"Durch eine enge Vernetzung von Akteuren unserer Branche hoffen wir, Wiederverwendungsmöglichkeiten für viele der Materialien zu finden" - Kathrine Rønsen Vanem, Oslo Areal
Der erste Schritt besteht darin, festzustellen, was in den einzelnen Gebäuden wiederverwendet werden kann. Das KPMG-Gebäude in der Sørkedalsveien 6 in Oslo, das sich im Besitz der Oslo Areal befindet, ist eines der ersten Gebäude, das kartiert und dokumentiert wurde.
- Dieses Gebäude wird in ein paar Jahren saniert werden. Jetzt haben wir die Möglichkeit, herauszufinden, welche Materialien im Gebäude für eine Wiederverwendung geeignet sind. Durch die Teilnahme am Wiederverwendungsnetzwerk hoffen wir, für viele dieser Materialien Möglichkeiten der Wiederverwendung zu finden", sagt Kathrine Rønsen Vanem.
- Dabei kann es sich um Innentüren, Glastrennwände in Büros, Deckenplatten und Heizkörper handeln. Es gibt viele verschiedene Materialien, die für eine Wiederverwendung in Frage kommen, sagt Trude Ytterland Nygård von Multiconsult.
Materials are mapped in the Loopfront. Photo: Cato Mørk
Innovative digitale Lösungsansätze
Ein innovatives, digitales Tool wird eingesetzt, um bestehende Materialien zu kartieren und einen Wiederverwendungsmarkt zwischen allen Mitgliedern des Netzwerks zu schaffen. Loopfront erleichtert die Wiederverwendung und die Interaktion für alle, die Teil der Kreislauf-Wertschöpfungskette sind - egal, ob Sie Bauunternehmer:in, Innenarchitekt:in, Abbruchunternehmer:in oder sonst jemand sind, der an dem Projekt beteiligt ist.
- Der Vorteil von Loopfront ist, dass man den Bauabfall individuell in jedem einzelnen Projekt reduziert, den CO²-Fußabdruck verkleinert und darüber hinaus Kosten spart, sagt Tobias Bjerkomp, Berater für Kreislaufwirtschaft bei der Portallösung Loopfront
Das Projekt mit einem regionalen Netzwerk von Akteuren läuft zunächst bis Frühjahr/Sommer 2021.
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